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Ich reiste gerade 2 Monate durch Thailand, als ich Yoji begegnete. Wir trafen uns in einem kleinen Hostel unweit von Chumpon. Seine Erscheinung war außergewöhnlich und seine Begleitung bestand aus einem Drahtesel. Ich erfuhr, dass er in den letzten 4 Jahren mehrere Kontinente bereiste. Einzig mit dem Fahrrad. Ich und Julia hatten an diesem Morgen das Glück ihn auf einer Strecke von 700 km begleiten zu dürfen. Unser Ziel war es mithilfe des Kompass Richtung Bangkok zu kommen.
Fasziniert von den Kokosnüssen an den Kautschukbäumen, bewunderte ich die Einfachheit, mit der Kautschuk gewonnen wurde. Wie so oft bei dieser Fahrradfahrt verlor ich mich in Tagträumen. Als ich aus genau diesem erwachte, stellte ich fest, wie schön dieser Moment war. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht, die angenehme Feuchtigkeit der Luft, kühlte durch den sanften Wind meinen Körper, die Sonne und der Schatten wechselten sich auf dem sandigen Untergrund des Weges ab und die Junglegeräusche wirkten erfrischend und belebend.
Mich durchströmte in diesem Moment pure Freude und ich war unheimlich dankbar und glücklich über dieses Geschenk. Ich befand mich in einem Zustand absoluter Freiheit. Ich fühlte mich frei!
Ich wusste in diesem Augenblick, dass man so ein Gefühl für kein Geld der Welt kaufen konnte, denn es war völlig absichtslos, einfach nur gegenwärtig.
Kurz nach dem ich aus meinem Tagtraum erwachte, störte etwas meine eindrucksvolle Stimmung. Plötzlich schoss mir eine Frage in den Sinn. Wann muss ich wieder nach Hause? Die Realität ließ die Blase meiner wohltuenden Empfindungen binnen weniger Sekunden platzen.
Oh je, mitten im Jungle Thailand´s, war ich auf einmal ganz beunruhigt. Eine Aneinanderkettung von negativen Befürchtungen und schmerzlichen Gedanken machten sich breit. Denn mir wurde klar, ich hatte nicht die Dauerkarte für´s Paradies gebucht. In naher Zukunft würde mein Geld aus sein, ich hatte noch keine einzige Bewerbung geschrieben, wo sollte ich wohnen und und und. Wie konnte ich nur so naiv durch die Gegend fahren?
Nachdem ich mich richtig ins Zeug legte, um Yoji einzuholen, fuhr ich etwas außer Atem neben ihm. Während ich Yoji endlich eingeholt hatte, fragte ich ihn also:
Er grinste bis über beide Backen, so das seine weißen Zähne herausblitzten und jeder Muskel seines Gesichts mit zu lächeln schien. Aus voller Überzeugung, als gebe es keine andere Wahrheit, sagte er:
Ich lachte auf, aber im selben Moment fühlte es sich an, wie ein Witz, der auf meine Kosten ging. Meine innere Stimme antwortetet augenblicklich, "Du hast gut reden, Du bist ja auch schon seit Jahren unterwegs und ein Ende deiner Reise ist noch weit entfernt." „Ich muss bald wieder nach Hause.“ Ich ließ mich mit dem Fahrrad wieder etwas zurückfallen und dachte noch längere Zeit darüber nach.
Mittlerweile habe ich verstanden, dass die innere Einstellung in jedem Moment gegenwärtig sein kann. Nichts in der Zukunft darf eine solche Macht haben, das es unser „Jetzt“ zerstört. Es sind unsere Gedanken, die über Schmerz oder Freude entscheiden!
Yoji´s Reise verkürzte sich aufgrund von Fukushima. Er reiste nach Hause und half vor Ort, anderen Menschen in der Krise. Unmittelbar darauf traf er seine zukünftige Frau und bekam ein Kind.
Denn es gibt nichts Schöneres als zeitlos, ohne die Kontrolle seiner Gedanken, einfach zu sein und sich vertrauensvoll treiben zu lassen. Kein Blick, der in Vergangenheit oder Zukunft geht. Es gibt viele Menschen, denen es schwer fällt die Gegenwart auszuhalten. Die innere Unruhe und die Sorge sind in der Gegenwart, obwohl die Zukunft noch weit entfernt liegt.
Als ich mich fragte, welcher Tag heute ist, sagte mein Verstand,“ Moment mal, das ist viel zu schön, um wahr zu sein.“ Ich ging gedanklich in die Zukunft und verließ das „Jetzt“.
Nach dem Motto, man soll gehen, wenn es am schönsten ist! Heute weiß ich, dass zweifelnde, vernunftsappellierende Gedanken nicht immer richtig sind. Ich lasse mir nichts von meinen irreführenden Gedanken vorgaukeln. Ich nehme sie wahr und lasse sie weiterziehen.
Albert Einstein hatte die besten Ideen unter der Dusche, nicht weil er dort besser denken konnte, sondern weil das Duschen ihn entspannte und er das Denken unterbrach.
Das aktive Wahrnehmen von Wassertropfen, die unseren Körper berühren, das hören von Vögeln im Park, den Sand den wir unter unseren Füßen spüren, das langsame Essen und schmecken. Wenn wir diese Dinge aktiv wahrnehmen, ohne sie zu bewerten, und es schaffen die Sorgen des Alltags vorbei ziehen zu lassen, ohne uns irritieren zu lassen, haben wir sehr viel für unser Leben gewonnen.
Natürlich gibt es viel über die Wahrnehmung zu berichten. Gerne beim nächsten Mal. Lese mehr über die Sinne
An dem Tag, als ich den Blog schrieb, hörte ich zufällig einen Bericht in Funkhaus Europa – Cosmo, über den Musiker, Marcos Valle.
Er berichtete über einen Song, in dem es darum geht den Moment zu genießen. Ich finde, das ist ein schöner Sommersong & passt zum Blog!
https://www1.wdr.de/radio/cosmo/musik/musikserien/soundtrack/marcos-valle-106.html