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Kann ein Kind in der heutigen Zeit noch das Privileg genießen, einfach zu sein und unbeschwert durchs Leben zu gehen? Offenbar dürfen immer weniger Kinder & Jugendliche diesen Luxus genießen. Der Druck durch Social Media hat eine ganz neue Qualität von Mobbing entwickelt. Schon in jungen Jahren sind Kinder & Jugendliche mit der eigenen Identität beschäftigt. Ohne Regeln, ohne Schutz und ohne Güte begeben sie sich in einen Social Media-Raubtierkäfig. Hier beginnt ein Kreislauf, der unkalkulierbar zu sein scheint. Pädagogen, Psychiater, Lehrer, Eltern und Coaches haben hier mit ganz neuen Phänomenen zu tun.
In meiner Berufspraxis von über 12 Jahren im Bereich des Sozial- und Gesundheitswesens mit dem Schwerpunkt Erziehungswissenschaften, hat das Thema Mobbing immer wieder eine Rolle gespielt. Eine besondere Begegnung, vor ca. 4 Wochen, hat mein Herz berührt...
Als ich mich auf der Rückreise eines Seminars befand, begegnete ich einem 12 jährigen Mädchen. Aus ihrem Rucksack blitzte eine BRAVO! Wow, wann hatte ich die zum letzten Mal gelesen? Ich eröffnete ein Gespräch und fragte, ob ich Mal einen Blick hineinwerfen dürfe. Nach einem kurzen Blick, machte sich entsetzen breit. Die BRAVO erklärt Kindern, wie man seine Freunde, Urlaub und diverse andere Dinge faken kann, um sich besser darzustellen. Ich finde das unheimlich traurig! Denn hier geht es um ein riesiges Theaterstück, in dem kein Kind jemals die Hauptrolle spielen wird. Weiterhin berichtet die BRAVO von Instagram - Stars, die jeder kennen sollte. Ich kam mir vor, als hätte ich die letzten Jahre im Wald verbracht. Wann ist das passiert? Furchtbar!
Ich kam also mit meiner jungen Sitznachbarin ins Gespräch. Sie war mit ihrer Großmutter bei einer Signierstunde eines Musik Stars, in Berlin. Ganz stolz zeigte sie mir das Foto. „Ich habe schon ganz viele Likes dafür bekommen.“ Sie hofft nämlich das, ihre Followerzahl steigt und sie zusätzliche Likes generieren kann. Das ist nämlich wichtig! Sie durfte erst ein Jahr später ein Account bei Instagram haben, was ihr natürlich zum Verhängnis wurde, weil sie nun die Followerzahl der anderen Schulkameraden aufholen muss. Wer wenig Likes hat ist uncool und out.
Die Großmutter erzählte mir mit glänzenden Augen, dass sie in diesem Jahr ihr ganzes Geld zusammengekratzt hat, um ihrer Enkelin diesen Herzenswunsch zu erfüllen. Der Großvater musste diesmal allerdings zu Hause bleiben!
Ich fragte sie, was denn mit den Kindern wäre, die keine Likes haben. Die wären uncool und werden fertiggemacht. Das sagte sie mir mit einer sehr bedächtigen Stimme, keineswegs von oben herab. Als schien sie zu wissen, was auf dem Spiel steht. Und wenn es ganz schlimm wird und sie diesen Druck nicht mehr standhalten können, müssen sie irgendwann ihren Account löschen. Naja und dann sind sie Loser.
Mich haben die Worte dieser jungen Dame wirklich umgehauen. Und ich muss dazu sagen, dass ich über ein Jahrzehnt mit Kindern und Jugendlichen gearbeitet habe. Mir sind die YouTube-Kanäle von 10 jährigen Mädchen im Nachthemd bekannt, dessen Eltern sich nicht zu kümmern scheinen. Der Witz ist, dass hier alle Eltern betroffen sind und sich auseinandersetzen müssen. Was ist mit den Kindern, die keine aufmerksamen Lehrer, Eltern oder andere Erwachsene um sich haben, die konstruktiv unterstützen können? Nicht alle Kinder wissen was richtig und falsch ist, aber sie wissen, was Schmerz ist. Ich glaube, dass viele kleine Seelen nachhaltig zerstört werden.
Ich habe mich ernsthaft gefragt, ob man Kindern diesen unqualifizierten Spiegel der Gesellschaft in dieser extremen Form eigentlich vorsetzen darf? Ich hoffe von Herzen, dass an entsprechender Stelle mit Vollgas daran gearbeitet wird, dass diese kranke Welt gesundet! Wir Erwachsenen haben eine Verantwortung den kleinen Menschen gegenüber!
Ich bin wirklich erschüttert! In dieser fortschreitenden Transformation von Kindheit und Jugend ist eine ganz neue Form von Kinderschutz nötig. Ich hoffe, dass ich den einen oder anderen darauf aufmerksam machen konnte, genauer hinzuschauen. Mir war dieser Blogbeitrag ein Bedürfnis.
Der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest schreibt:
„Mittlerweile gehen 63 Prozent der Kindern zwischen 6 und 13 Jahren ins Internet, 40 Prozent davon fast täglich. Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 19 Jahren sind es sogar 96 Prozent, 87 Prozent davon täglich. „
Herzlichst, Rebekka