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Heute Morgen erreichte mich die Frage: „Woher kannst du das bloß?“ Das bezog sich auf meine gemalten Bilder. Schlaftrunken dachte ich, wenn ich das bloß wüsste. Moment mal, kam mir in den Sinn, das weiß ich doch ziemlich genau.
Als ich vier Jahre alt war, starb mein Opa. Er entdeckte im Krieg seine Leidenschaft zur Kunst und auch seine Schwester war eine Künstlerin, die sogar Ausstellungen in Duisburg gab. Mein Opa Alfons schnitzte in seiner Gefangenschaft, unter anderem aus alten Mandarinenkisten ein Bild und bemalte es. Stolz über dieses Kunstwerk und gleichzeitig immer wieder sehr demütige berührt, schmückte es über Jahrzehnte unsere Familienwand.
Alle weiteren Spuren, die auf die Kunst meines Opas hinwiesen, blieben im Verborgenen. Bis zu jenem Tag, an dem mir meine Oma feierlich eine nagelneue Staffelei, einen Aquarellmalkasten und einen dazugehörigen Block überreichte. Ich war ca. 14 Jahre alt. Dies tat sie mit den Worten, „Oppa Alfons wollte das du den bekommst, weil er immer gesagt hat, dass du irgendwann mal eine Künstlerin wirst. Das unterstrich sie mit einem breiten Grinsen, so als würde sie hinzufügen,“ toll oder? Jetzt bist du baff?“ Ja, das war ich. Und jetzt erst wird mir klar, er war vorbereitet aber darüber hinaus ging es leider nicht. Ich frage mich bis heute, welche Anzeichen kreativer Neigunge, meine Opa in mir als 4 jährige damals schon erkannte?
Auf der Fotowand hingen vorwiegend schwarz-weiß Bilder von bereits verstorbenen, aber bedeutenden Familienmitgliedern. Unter anderem nahm dort ein sehr faltiger, alter Mann mit einem traditionellen Tuch bekleidet, einen für mich sehr dominanten Platz ein. Das war mein Urgroßvater. Ich gruselte mich als Kind sehr lange vor dem Bild und gleichsam imponierte es mir, da ich etwas von dieser fremden und exotischen Kultur in mir trug.
Wenn man sich mit seinen Wurzeln beschäftigt, stellt man zwangsläufig fest, dass es viele sich wiederholende Muster gibt. Talente, Krankheiten, Neigungen, Dramen und Geheimnisse scheinen sich in diversen Familien wie ein roter Faden durch die Geschichte zu ziehen.
So war es also nicht verwunderlich, dass auch der Bruder meiner Oma, Waltraud Hildegard ein Künstler war. Er malte Plakate in NRW. Damals noch mit Hand! Laut der Aussage meiner Oma war er fantastisch. Leider wurde er aber aus der Familie verstoßen, denn er war ein brotloser Künstler und hatte darüber hinaus nicht viel vorzuweisen. Bis heute habe ich nur diese traurige Geschichte und darüber hinaus nie eins von seinen Werken gesehen. Klar war natürlich, dass man schon wer sein musste. Der Beruf des Künstlers war es nicht. So wurde mein Opa Alfons, stattdessen Gärtnermeister in der werkseigenen Gärtnerei der Kupferhütte in Duisburg Hochfeld und begrub seine geheime Leidenschaft wortwörtlich.
Denn ich musste mich erst mal gegen die Menschen durchsetzen, die mich mit ihren zwanghaften Überzeugungen versuchten, in der Spur zu halten. Das hat mich verdammt viel Zeit gekostet, aber mich auch viel geleert. Dazu gehört in meinem Fall die väterliche Ahnenreihe. Hier zählt einzig und alleine Erfolg, Leistung und nur das, was du am Ende des Tages vorweisen kann.
So gehört es seit Jahren zur Tradition, dass mein Vater mir bei einem Besuch erst einmal erzählt, welcher entfernter Verwandte oder Sohn eines Freundes gerade sein Medizinstudium abgeschlossen hat. Während dessen versuche ich mich so beeindruckt wie möglich zu zeigen, male in meinem Kopf einen eingesperrten Tiger im Käfig und begebe mich von meinem selbstbewussten Hochstatus in einem ihm zugwandten Tiefstatus und erweise ihm die Ehre.
Denn hinter all dem steht wie so oft lediglich die Angst, nicht gut genug zu sein. Im Coaching würden wir wahrscheinlich das Familienmantra:“ Du musst Perfekt sein“, aufdecken. Es ist sehr heilsam, diese oder ähnliche Glaubenssätze im Laufe seines Lebens zu bearbeiten und zumindest ein Teil davon dankend an die Ahnen zurückzugeben.
Perfektionismus ist gerade in der Kunst eine Fessel, die es gilt abzulegen. Bei mir hat diese Fessel lange Zeit dazu geführt, dass der Hauptteil meiner Bilder in den Müll wanderte. Ja, das schmerzt, rückblickend. Dies tat ich, Gott sei Dank, nur so lange, bis eine schockierte Freundin mich im wahrsten Sinne des Wortes zurechtwies. Sie konnte die „Fehler“, die ich angab, überhaupt gar nicht sehen.
Erst 2020 wagte ich es, den heiligen Aquarellkasten meines Opas zu öffnen, mit einem Pinsel in die Farbe zu tunken und endlich damit zu malen. Ich habe es lange Zeit nicht gewagt. Aber wie soll ich denn eine Künstlerin sein, ohne es aktiv zu tun?
Neulich habe ich genau den selben Aquarellkasten, wie den meinem Opa, in einem Schaukasten eines Ladenlokals für Künstlerbedarf entdeckt. Als ich den Preis sah, fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Für mich war der Kasten unbezahlbar, so wertvoll, dass man ihn nur anschauen durfte. Er war doch unbezahlbar, eine wahre Rarität und als normalsterblicher Mensch gar nicht oder nur kaum erschwinglich! Als ich den Preis sah, bin ich fast vom Glauben abgefallen! So billig? Ich war empört und hätte am liebsten persönlich bei „Schminke“ angerufen, um mich zu beschweren. Natürlich weiß ich, das das wirklich übertrieben gewesen wäre, aber ich merkte, dass ich wirklich sauer wurde.
Ich stand wirklich fassungslos vor dem Schaufenster und musste mich erst mal sammeln. Die Zeit schien stehen zu bleiben, ich schaute in den Glaskasten und schaute und schaute. Als Coach bin ich ständig im Dialog mit mir selbst und scanne meine Gefühle und Gedanken, prüfe sie auf ihren Wahrheitsgehalt, gehe in die Metaebene, also betrachte mich von außen, gebe mir selbst Ratschläge, Ratschläge sind übrigens auch Schläge und komme dann irgendwann zu einem für mich akzeptablen Ergebnis.
Das war es! Meine Sitzung mit mir selbst ergab, ich war enttäuscht! Enttäuscht ist man, wenn die Täuschung aufhört und die Wahrheit zum Vorschein kommt. Ich habe in diesen Glaskasten des Ladenlokals der Duisburger Innenstadt meine Wahrheit gefunden.
Mir wurde also schlagartig klar, dass ich metaphorisch gesehen, Jahrzehnte lang vor einem Schaufenster stand und einen Malkasten bewunderte, anstatt ihn zu nehmen und das Wunder zu sein.
Lasst uns die Zeit nicht damit verschwenden, Dinge nicht zu tun!
Am Ende hängen wir womöglich auch an so einer Familienwand. Was glaubst Du, welche Geschichten sich die Menschen über dich erzählen werden? Wir entscheiden darüber, welche Geschichten es sein werden.
Wenn du Lust auf Farbe und Kreativität bekommen hast oder möglicherweise mit den Glaubenssätzen deiner Ahnen reinen Tisch machen möchtest. Ich bin da und voller Tatendrang.
Einzelcoaching draußen: https://www.denklichtung.de/coaching-to-go
Onlinecoaching: https://www.denklichtung.de/aktuelles/warum-ein-coaching-uber-skype-durchaus-sinn-machen-kann
Kreative Reise zum Seelengrund: https://www.denklichtung.de/angebote/kreative-reise-zum-seelengrund
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